Sonntag, 2. September 2012

Diagnostik I - PET-CT

In dem Zeitraum zwischen der Biopsie und der ersten Chemotherapie durfte ich zahlreiche diagnostische Verfahren (PET-CT, MRT, Szintigrafie) durchlaufen.

PET-CT
= Positron emission tomography - computed tomography
Klingt eigentlich eher wie ein Besuch einer Tierhandlung als ein diagnostisches Verfahren. Es handelt sich um eine Kombination aus der Nuklearmedizin und der klassischen Computertomografie. Ziel der Untersuchung ist ein Ganzkörperscan um festzustellen, ob es bereits weitere Metastasen im Körper gibt. Mögliche betroffene Regionen sind vor allem Hirn und Leber lt. Prof. Dubsky.

Geplant wäre eigentlich der 8. August als Untersuchungsdatum gewesen (eh bereits ein sehr früher Termin, eingeschoben aufgrund der Dringlichkeit), jedoch erhielt ich am Freitag, den 3. August in der Früh um 8.00 einen Anruf von Ulla, eine Freundin von mir in der Radiologie. Sie fragte, ob ich denn schon gefrühstückt hätte, denn es wäre ein Platz für das PET-CT frei geworden. Ein Patient hätte kurzfristig abgesagt. Für das PET-CT muss man nüchtern sein, denn es wird ein radioaktiver Zucker in Venen gespritzt. Diese Substanz verbindet sich mit Zucker in den Muskeln und das Ergebnis wäre verfälschend, wenn man nicht nüchtern ist.

Ich hatte bereits um 7.00 gefrühstückt, der Termin wäre um 13.00. Ausreichend Zeit zwischen Termin und Frühstück und somit konnte ich diesen Termin wahrnehmen.

Das PET-CT befindet sich in der untersten Ebene des AKH auf 3L und es ist ganz schön "spacig" dort. Es kam mir vor wie in einer anderen Welt oder wie auf einer Raumstation. Wenn man zur Leitstelle 3L gelangt, sind überall die Warnzeichen der Radioaktivität montiert. Des Weiteren ist dort unten überhaupt kein Trubel, keine Wartezeiten und nur hin- und wieder sieht man den ein oder anderen in Weiß vorbeihuschen. Also seeeeeeehr ruhig und leise ist dort. Absolut untypisch für die sonstigen AKH-Völkerwanderungen. Auch am Weg zum Behandlungsraum sind alle Türen mit dem radioaktivätszeichen beklebt. Was sich wohl hinter diesen einzelnen Räumen verbirgt?! Drei von diesen vielen Räumen lernte ich kennen - hinter einer Türe ist das PET-CT, ein weiterer ist ein Behandlungsraum und hinter der dritten Türe verbarg sich eine Gammakamera für die Szintigrafie (dazu aber später).



Naja, jedenfalls bekam ich ein Behandlungsbett, denn ich durfte mich, nachdem ich die radioaktive Substanz gespritzt bekommen habe, 45 Minuten lang nicht bewegen. Und zwar gar nicht. Je weniger desto besser, denn jede Muskelkontraktion würde Zucker freisetzen und diese radioaktive Substanz binden, was als Folge ein ein falsches Ergebnis ergeben könnte.

Zuerst erfolgte wieder Mal ein Aufklärungsgespräch durch Ulla und einem Assistenzarzt, was alles auf mich zukommt. Mir wurde neuerlich ein Venflon in die Armvene gesetzt. Danach verschwand der Assistenzarzt in ein Nebenzimmer mit dieser eigenartigen Türe!! Die Türe war eine Stahltüre, die nicht manuell, sondern nur durch irgendein Gedrücke auf der Seite zu öffnen war (ich hab nicht gesehen, ob es sich um einen Code oder einen einfachen Türöffner gehandelt hat). Zurück kam er mit einem aus bleiumhüllten Kästchen. Und da drinnen war diese Flüssigkeit gebunkert. Aber sie war nicht leuchtend grün, gelb oder blau. Nein - ganz unspektakulär durchsichtig.

Natürlich war ich vorher für kleine Mädchen, aber wie kann es denn anders sein, kaum war ich mit dieser Substanz kontaminiert, hat sich meine Blase schon wieder gemeldet!!! Immer dieser Kopf. So bin ich dann eben 45 Minuten in diesem Bett gelegen mich darauf zu konzentrieren nur zu atmen, zu entspannen und nicht daran zu denken, dass ich eigentlich wirklich dringend für kleine Mädchen müsste. Dementsprechend lang erschienen mir natürlich diese 45 Minuten.

Diesen Teil des absoluten Nichtstuns überlebt, kam Teil II des Programms dran. Und zwar die Untersuchung in der Röhre. Ein ziemlich großer Raum mit einem einzigen sehr großen Röngtengerät. Meine leichte Klaustrophobie machte die gesamte Situation gerade nicht einfacher. Einziger Vorteil war, dass man zu keinem Zeitpunkt der Untersuchung mit dem gesamten Körper in der Röhre ist, sondern immer irgendeine Gliedmaße hervorschaut und ich somit die klaustrophobischen Ängste im Griff hatte.

*)


Wieder wurde ich an eine Flüssigkeit anhängt, denn ich bekam ein weiteres Kontrastmittel gespritzt. Auch wenn man alleine in der Röhre und im Raum ist, so ist man mittels Mikrofon (in der Röhre integriert) ständig mit den Ärzten verbunden. Alles wird von dem "Kammerl", in dem der Arzt sitzt, gesteuert. Zuerst wurde ein Bild in der Bauchlage gemacht, danach in Rückenlage. Als erstes wurde das "PET" Bild gemacht. Surr - Surr - Surr und schwups wir waren fertig. Juhu, dachte ich zuerst.

Zu früh gefreut, jetzt habe ich erst für die Computertomografie weiteres Kontrastmittel gespritzt bekommen. Nicht ganz so angenehm, man bekommt ein ganz warmes Gefühl. Dieser Teil dauert wirklich lange, weil mein Körper wurde in zehn Zentimeterabständen gescannt. Das Ganze ist aber nicht tragisch, denn das Gerät surrt zwar ununterbrochen, aber in einem sehr niedrigen Dezibelbereich. Ich hab mich gefühlt wie ein Käfer am Rücken, der sich nicht bewegen darf, hab daher nur hin und wieder zur Kontrollstation geschielt (ich hatte keine Brille auf, dementsprechend habe ich nur Umrisse gesehen). Ich merkte, dass aus zwei Personen plötzlich vier wurden, und dort anscheinend ziemlich was los war. Aber ich hörte ja nichts - wusste daher nicht warum plötzlich vier Personen vor Ort waren. Das bleibt auch mir ein Rätsel.

Das Ergebnis der Untersuchung erfuhr ich durch Prof. Dubsky am Montag und war unbeschreiblich erleichtert, als er mir mitteilte, dass keine weiteren Organe befallen sind. Was ich mir über das Wochenende alles mögliche ausgemalt habe, das möchte ich gar nicht niederschreiben!

*) Bild eines Computertomografen aus Wikipedia - aber das Gerät im AKH schaut auch genauso aus.