Donnerstag, 30. August 2012

Die Warum-ich-Frage

Da ich immer mehr und mehr mitbekomme, dass ich nicht die einzige bin, die sich diese Frage stellt, sondern so ziemlich die meisten, die von meiner Krankheit erfahren haben, möchte ich ein paar Worte dazu sagen.

Als aller erstes: Es zahlt sich nicht aus diese Frage zu stellen. Denn es gibt keine Antwort.

Zweitens: Jeder hat sein Päckchen zu tragen, und es gibt noch wesentlich viel schlimmere Schicksale:
  • man denke nur Kriegsverfolgte wie jetzt in Syrien 
  • unheilbare Krankheiten (mein Brustkrebs ist heilbar, auch wenn bereits Lymphe mitbefallen sind) 
  • Menschen, die erkranken und KEIN so tolles Sozialsystem haben und sich Behandlungen nicht leisten können
  • bitte denkt nur an die Kinderklinik
  • uvm
Aber trotzdem bleibt dieser Gedanke im Kopf hängen, denn ich ernähre mich eigentlich gesund, bin jung, rauche nicht, trinke nur hin- und wieder Alkohol und nehme sonst keine Drogen. Die letzten Jahre waren wohl bei mir "geistig" anstregend und vielleicht hab ich mir zu mir wenig Urlaub und Zeit für mich gegönnt. Für viele in meinem engeren Freundes- und Verwandtenkreis ist das die logische (und einzige) Erklärung, warum Krebs bei mir ausgebrochen ist. Wobei auch hier möchte ich sagen, das nur die Psyche allein wohl nicht die Möglichkeit hat, so stark in den Körper einzugreifen.

Und ganz ehrlich - so schlimm war ja mein Leben vor der Diagnose auch nicht!!! Wenn ich an die vielen tollen Erlebnisse zurückdenke, kann ich mich auch nicht beklagen... Noch dazu bin ich vollkommen unabhängig und kann meine Entscheidungen treffen ohne wirklich auf jemanden Rücksicht nehmen zu müssen.

Dann gibt es auch noch die Möglichkeit des erblichen Brustkrebs, welche bei mir besteht. Meine Oma mütterlichseits ist mit 63 Jahren an den Folgen von Brustkrebs gestorben und die Mutter meines Opas mütterlichseits (also meine Urgroßmutter) ist in jungen Jahren von rund 30 Jahren gestorben, wobei als Ursache Unterleibskrebs angenommen wurde (ist aber nicht verifiziert).
Dagegen spricht, dass meine Mama pumperlgesund ist und die Genetik keine Generation auslassen kann. Und Mum, an der Stelle, danke, was Du alles in den letzten Wochen machst!!!! Du bist meine absolute Heldin :-)

Letzte Woche habe ich mich dann auch noch zur genetischen Beratung im AKH geschleppt und mir wurde dafür auch wieder Blut abgenommen. Das Beratungsgespräch inklusive Blutabnahme hat rund 45 Minuten gedauert. Die DNA aus den weißen Blutkörperchen wird aufgespalten und untersucht.
Insgesamt dauert es bis zu sechs Monate bis ich das Ergebnis erhalte. Die Begründung: "Sie müssen sich das so vorstellen, wie wenn man einen Duden vor sich liegen hat und man sucht nach dem Rechtschreibfehler."

Als Ergebnis gibt es drei Möglichkeiten:
weißes Ergebnis = kein Genfehler
schwarzes Ergebnis = Genfehler
graues Ergebnis = die Ärzte wissen es nicht

Dann gäbe es noch die Möglichkeit, dass ich etwas im vorigem Leben falsch gemacht hätte. Aber an "Schicksals-Karma" glaube ich nicht, daher lasse ich es hierzu weitere Worte zu sagen.

Mit diesem Post bitte ich Euch, die "Warum-Debatte" auf die Seite zu legen, denn wie oben angesprochen, gibt es keine Antwort darauf und es macht die Situation nicht besser.

Ich akzeptiere die Situation so wie sie jetzt ist, mache das beste daraus um gegen den Krebs anzukäpfen (auch wenn es eigentlich der eigene Körper ist). Mein Leben vor Diagniose werde ich mit einer Psychoonkologin aufarbeiten und das ist meine Aufgabe. Freunde können mich mit postiven Zukunftserwartungen unterstützen und aufbauen, jedoch bitte nicht mit der Frage "Warum?". Besonders auch Bekannte und Verwandte meiner Eltern bitte ich auch ein wenig darauf Rücksicht zu nehmen, wenn sie die Frage "Warum trifft es gerade die Kathi?" meinen Eltern und nicht direkt mir stellen, denn auch meine Eltern haben keinen Plan warum!!!!!!

Und meine Halsschmerzen sind schon wieder zurück :-( Aber kein Wunder bei den gestrigen vier Stunden Wartezeit im AKH...

Achja, und noch ein Nachsatz zu diesem Post: Wir sollten aufhören ständig für alles und jedes Begründungen und Schuldzuweisungen zu suchen. Es lebt sich einfacher ohne.