Montag, 21. Januar 2013

Chemotherapie die zweite?

Ende letzter Woche wurde mir ein Schreck eingejagt, der mir eigentlich immer noch in den Knochen sitzt. 

Am Donnerstag war ich im AKH um meine Nähte ziehen zu lassen. Blöderweise war nicht mein Chirug in der Ambulanz, sondern eine Vertretung. Er hatte irgendwie einen Notfall. So toll hat es schon mal begonnen. Die Vertretung war eine Ärztin mittleren Alters mit einer Piepsstimme einer 15-Jährigen. Keine Ahnung hatte sie von mir, meiner Krankenakte oder sonstigen Vorgeschichte.

Da die Nähte gezogen werden sollten, bin ich bereits auf dem Behandlungstisch gelegen, während sie sich die Krankenakte durchgelesen hatte. Bevor sie sich noch zu mir wandte, hat sie so halb nebenbei gesagt, ob ich eh wisse, dass ich noch zur Onkologie und Strahlentherapie muss, um dort Termine auszumachen.

Onkologie? Nein, eigentlich hatte ich damit geistig abgeschlossen.

Das sehr schwer Verdauliche an dieser Aussage war, dass ich noch eine Chemotherapie bekommen werde. Warum, weshalb und wie es zu dieser Entscheidung im Tumorboard gekommen ist, konnte sie mir nicht beantworten. Weg war plötzlich all die positive Energie, die Zuversicht und Hoffnung, die ich seit der Operation geschöpft hatte.

Meine ansonsten tapfer vorhandene Selbstdisziplin ließ mich aufgrund dieser im Raum stehende Aussage im Stich und so kullerte plötzlich eine Krokodilträne nach der anderen von meiner Backe hinunter. Der Gipfel ihrer Aussage war, als sie meinte, ob ich denn neben der Übelkeit noch andere Nebenwirkungen durch die Chemo hatte. Ein wirklich gefühlloser Trampel, oder wenn ich Markus zitieren darf: "unterinformierte Ambulanztussi".

Dann bekam ich noch den Ausdruck der Histologie und war total von den Socken, als ich gesehen hatte, dass dieser doofe Tumor immer noch eine Aktivität von 90% aufwies. Genauso wie im August. Ich verstand die Welt nicht mehr.

Hätte ich gewusst, dass mich derartige Informationen erwarten, wäre ich wohl nie alleine ins AKH gefahren.

Aber die Spitze des Eisbergs kommt noch. Am Freitag Abend habe ich durch den endgültigen Entlassungsbrief des AKHs erfahren, dass die Chemotherapie nicht angesprochen hätte?! Gar nicht stand da drinnen.

Puh, also dieses Wochenende hat es wirklich in sich gehabt.

Heute war ich dann wieder in der chirugischen Ambulanz, da mir diese Ärztin nicht alle Nähte gezogen hatte. Gott sei dank hatte heute mein Chirug Ambulanzdienst. Er konnte mich insofern beruhigen, als er gemeint hat, dass er noch nicht mit meinem Onkologen gesprochen hatte und auch noch nicht die Histologie gesehen hatte. Im Tumorboardprotokoll stand diese Aussage deswegen, weil sie noch alle möglichen weiteren Schritte abklären wollen.

Und zu meiner Frage, wie er denn auf den Schluss kommt, dass die Chemotherapie nicht ganz so gegriffen hätte, meinte er, dass nur ein sehr kleiner Teil des Tumors nekrotisch (=totes Gewebe) gewesen ist. Warum dies so ist, kann mir keiner sagen. Auch für mich ein absolutes Rätsel.

Nahtfrei bin ich dann von 7c auf 6i des AKHs spaziert um meinen Onkologen wiedermal aufzusuchen. Anscheinend hatte ich mich im Dezember mit "Auf-nie-mehr-Wiedersehen" zu früh verabschiedet.

Die lästige Warterei von zwei Stunden gab es auch wieder heute, bevor ich das Gespräch mit dem Onkologen führen konnte.

Resultat: "Eine Chemotherapie in der Form wie im August bis Dezember wird er mir nicht geben, schließlich muss sich auch mein Körper erholen. Erst wird die Strahlentherapie wie geplant durchgeführt und danach gibt es ein Restaging. Ich soll mich darauf einstellen, dass ich noch weitere Chemotherapietabletten bekommen - ähnlich wie Xeloda. Es kann auch sein, dass ich nochmals eine Chemo in Form einer Infusion bekomme, aber auch diese soll nicht so aggressiv sein." Der Grund dafür sind die im Mediastinum befallenen Lymphknoten, welche nicht durch die OP entfernt worden sind.

Sein letzter Rat, bevor ich mich verabschiedet habe, war, dass ich bis zum 6. Februar (=Datum des Erstgespräches für die Strahlentherapie) das AKH vergessen sollte und doch bitte wegfahren soll. Ich glaub an diesen Rat werde ich mich halten... 

Also der Kampf dauert wohl noch länger als erwartet. Aber du blöder Tumor, ich zeigs dir!!!