Mittwoch, 20. Februar 2013

Strahlentherapie - Simulation

Dienstag, 13.15 - eine dreiviertel Stunde nach intellektueller Verausgabung bei Prof. Hirschler über Steuerrecht - war ich wiedermal an meinem momentan häufigst besuchten Ort des letzten halben Jahres: im AKH. Die Strahlentherapie befindet sich auf Ebene 3 also ganz unten im Keller! (Für alle jene, die keine Orientierung über das AKH haben: der Haupteingang befindet sich auf Ebene 5)

Auf Ebene drei funktioniert auch nichts, also nicht im organisatorischem Sinn, sondern in Bezug auf Handy und Internet. Dort unten ist man eingebunkert. Aber kein Wunder alle Dinge, die mit radioaktiver Strahlung zu tun haben, gehören unter die Erde. Die echte Bestrahlung, also ab morgen, findet dann sogar auf Ebene 2 statt! Aber dazu morgen mehr.

Ich war eigentlich schon ganz gespannt darauf, wie das Gerät für die Bestrahlung ausschaut. Vorgestellt habe ich mir das Ganze wie eine Solariumröhre, aber eigentlich ist das Gerät viel kleiner und unspektakulärer. Es kann sich in alle Richtungen drehen. Vor- und zurück. Hinauf und hinunter. In sich, um sich:



Der ganze Raum ist bereits beim Betreten mit Laserlichtern durchleuchtet. Ein Einbrecher könnte diesen Raum sehr gut als Übungsraum benutzen, wenn dieser Alarmanlagen mit Laserlicht umgehen will!

Der Plan für die echte Bestrahlung ist noch nicht ganz fertig, jedoch wurde für die Simulationsbestrahlung das Isozentrum auf meinem Oberkörper eingezeichnet. Ich hab daher ganz viele blaue und schwarze Eddingstriche auf meinem Korpus. Als Erinnerung könnt ich mir das nachtätowieren lassen... Ich würd dann aussehen wie ein modernes Gemälde (vier Striche quer, drei horizontal, ein bissl was da, ein bissl was dort und schwups wir sind fertig), was kreativ wirkender würde als irgendwelche unkultivierten Schmetterlinge, Feen, chinesische Zeichen oder was sonst auch immer.

Jedenfalls war mein "Bettchen" bereits vorbereitet und ich musste mich nur mehr hineinlegen. Ein sehr eigenes Gefühl. Dann wurde ich "feinjustiert": "ein ganz kleines Stückchen hinauf... Nein zu viel; so jetzt mit der linken Körperhälfte rauf, und mit der rechten hinunter... Wird schon langsam... so jetzt noch den rechten Brustkorb etwas weiter nach vorne!"

Danach sind die Assistentinnen hinausgegangen und das Gerät hat ganz leise zum Surren begonnen und schwirrte um mich eine viertel Stunde herum. Unspektakulär. Fast wäre ich dabei eingeschlafen.

Danach kamen die Assistentinnen wieder hinein und haben mich von oben bis unten angemalt. Mit dem oben erwähnten Kunstwerk... Nachdem ich fertig angezeichnet war, kraxelte ich aus dieser Matte heraus und es wurde noch ein Portraitfoto geschossen. Mein Plan, dass jemand anderer statt mir zur morgigen Bestrahlung geht, ging daher nicht auf und so bleibt mir für morgen nichts anderes übrig. Scherz bei Seite, anscheinend kam es schon vor, dass Patienten verwechselt wurden und der Körper mit einem falschen Bestrahlungsfeld bestrahlt wurde. Als Patient ist es auch unmöglich das Bestrahlungsfeld zu sehen. Seither wird von jedem Patienten ein Portraitfoto geschossen und dieses mit dem Bestrahlungsplan verknüpft. Damit auch jene Ärzte und Assistenten, die morgen Dienst haben, wissen wie ich aussehe.

Zum Schluss habe ich nochmals mit der Strahlentherapeutin gesprochen, weil ich ein paar Fragen hatte:

* Was passiert bei einem Husten? Seit ein paar Tagen hab ich nämlich einen leichten Hustenreiz und ich will fürchte mich davor, dass die Strahlen durch einen plötzlich auftretenden Hustenreiz eine falsche Stelle treffen. Abgesehen vom Rat, dass ich nicht krank werden soll, wird man angeblich während der Bestrahlung ständig überwacht und sobald man sich stärker bewegt, wird die Untersuchung abgebrochen und etwas später wieder fortgesetzt.

* Da es sich um radioaktive Strahlen handelt, wollte ich wissen, ob es Sinn macht sich mit Jod zu schützen? Absolut nicht notwendig, da das Feld sehr zielgenau ist und andere Teile des Körpers nicht betrifft.

* Ob ich sonst auf irgendetwas aufpassen sollte? Sollte die Stelle ungewöhnlich zum Brennen beginnen, so soll ich das unverzüglich sagen. Ich soll mich auf Müdigkeit einstellen, da mein Bestrahlungsfeld viel größer als bei anderen Patentiennen sei.

Angeblich wurde mein Bestrahlungsplan einige Male überarbeitet, denn es sei eines der absolut schwierigsten Bestrahlungen, die von meiner Strahlentherapeutin jemals geplant wurden. Die mediastinalen Lymphknoten hätte sie sowieso noch nie bestrahlt und dies macht sie nur, weil meine Chemo nicht so wie geplant angesprochen hat. Letztendlich fragte sie mich, ob ich denn nicht ihre seit dem letzten Mal zusätzlich weißen Haare entdeckt habe...

Alles Liebe
Eure





Katharina